Blick in die Galerie
Begrüßung Wolfgang Thomeczek ∙ Grußwort Steffen Egle, Direktor Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
Laudatio Professor Thomas Duttenhoefer ∙ Musik Nicole Johänntgen, Saxophon
Fotos: Rainer Feser
Blick in die Ausstellung.
Die Ausstellung wurde in Anwesenheit von Peter Tomschiczek eröffnet:
Begrüßung Wolfgang Thomeczek ∙ Grußwort Manfred Geis ∙ Klang-Collagen Claus Boesser-Ferrari und Jutta Glaser
Lyrik von Rainer Malkowski – Lesung Akteure der BURGSPIELE ALTLEININGEN:
Susanne Rechner ∙ Kyra Schilling ∙ Manuela Spieß ∙ Alexander Maier ∙ Martin Steinmetz
Saxophon TWO REED – Silke Egeler-Wittmann und Christl Marley
Fotos Rainer Feser
Die Bürgerinitiative
hatte sich zum Ziel gesetzt, eine Großplastik zu erwerben und vor dem Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) repräsentativ zu platzieren.
Wesentlicher Impuls war für die Initiatoren Manfred Geis und Wolfgang Thomeczek, dass dieses Vorhaben nicht, wie üblich, von einem öffentlichen Auftraggeber aus Steuermitteln finanziert werden sollte, sondern von einer breiten Bürgerinitiative, ermöglicht durch Kunst käufe und Spenden. Besitzer des Kunstwerks wird der Bezirksverband Pfalz, in Obhut genommen wird es vom mpk.
Franz Bernhard (1934-2013) zählt zu den bedeutenden deutschen Plastikern des 20. und 21. Jahrhunderts. Er schuf ein OEuvre von großer Einprägsamkeit, das sich zwischen Figuration und Abstraktion bewegt und das seine unverwechselbare Handschrift trägt. Mit seinen Großplastiken im öffentlichen Raum setzt er bleibende skulpturale Zeichen; sie stehen an herausragenden Orten wichtiger Städte, wie vor der Deutschen Botschaft in Moskau, der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Brüssel, dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Berlin, auf der Augusta-Anlage Mannheim als Anfang und Signet der Kunstmeile.
In diese Reihe fügt sich die „Aufragende“ würdig ein als äußeres Zeichen der Wertschätzung der Pfalz für Franz Bernhard, der bereits 1975 den Pfalzpreis für Plastik erhielt und 2014 posthum vom Bezirksverband Pfalz mit dem Lebenswerkpreis ausgezeichnet wurde. Von 1972 bis zu seinem Tod 2013 lebte er in Jockgrim in der Pfalz.
Gemeinsam versuchten die Kunstfreunde Manfred Geis und Wolfgang Thomeczek seit 2020 das Projekt umzusetzen. Die Witwe Lucia Bernhard hat zugestimmt. In Verbindung mit der Leitung des mpk wurde eine geeignete Arbeit, die „Aufragende“, für 90.000 Euro ausgewählt und das Konzept der Aktion erarbeitet: Spenden, Kunstkäufe und ein öffentlicher Zuschuss haben die Realisierung ermöglicht.
Die Fotografie-Ikone Barbara Klemm sowie die Bildhauer Robert Schad, Michael Dekker und die Bildhauerin Madeleine Dietz, alle mit einem persönlichen Bezug zu Franz Bernhard, erklärten sich spontan zur Unterstützung bereit. Die Andreas C.H. Schell-Stiftung, die den Nachlass von Franz Bernhard verwaltet, hat zehn Zeichnungen des Künstlers zum Verkauf für das Projekt zur Verfügung gestellt.
Die Pfälzer Künstlerinnen und Künstler Valentina Jaffé, Michael Volkmer, Friedrich Weschmitt und Friederike Zeit haben weitere Kunstwerke gespendet, ebenso wie Martin Lilkendey, Dozent an der Universität Koblenz. Der „Freundeskreis des Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern“ hat für das Projekt geworben und auf seinem Konto zweck gebunden gut 9.000 Euro Spenden eingesammelt.
Viele Kunstfreundinnen und Kunstfreunde haben durch den Kauf von Kunstwerken und durch großzügige Spenden zum Erfolg der Aktion beigetragen. Die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur hat mit der frühzeitigen Zusage einer Förderung von 15.000 Euro den Initiatoren die Sicherheit gegeben, dass das Projekt gemeistert werden kann.
Herzlichen Dank an alle, die das ambitionierte Vorhaben unterstützt und gefördert haben!
Manfred Geis war Kulturpolitiker im Landtag von Rheinland-Pfalz und ist Vorsitzender des Kulturausschusses im Bezirkstag Pfalz, dem pfälzischen Parlament. Seit der Franz Bernhard-Ausstellung 2008 im mpk, als eine Skulptur vor dem Museum stand, beschäftigte ihn die Idee „Ein Bernhard für die Pfalz“.
Wolfgang Thomeczek, lange Jahre Kunstvereins-Vorsitzender in Zweibrücken, Leiter des ›KunstKabinett Tiefenthal‹, war mit dem Künstler über viele Jahre befreundet. Er hat drei Ausstellungen von Franz Bernhard veranstaltet; aktuell vom Mai bis September 2021 mit Arbeiten aus dem Besitz der Witwe Lucia Bernhard.
Mit der Ausstellung ›GESICHTER, KÖPFE, FIGUREN – MENSCHENBIDLER‹ wurde das KunstKabinett Tiefenthal vom Mai bis September 2021 zu einem „Museum auf Zeit“. Lyrische und poetische Arbeiten auf Papier von Marwan und ausdrucksstarke Bronze- und Eisenplastiken von Franz Bernhard. Zwei unterschiedliche Kunstwelten mit gleichem Thema, beide auf hohem Niveau.
Diese erste gemeinsame Ausstellung von Marwan und Franz Bernhard ist eine Hommage an die beiden bedeutenden Künstler, mit denen ich viele Jahre eng befreundet war. Ihr Œuvre beeindruckt und berührt mich nach wie vor. Marwan und Franz Bernhard waren authentische, wahrhaftige Persönlichkeiten. In ihrem künstlerischen Schaffen wurde ›KOPF – GESICHT‹ zu einem zentralen Gegenstand ihrer Gestaltung. Jede künstlerische Sicht dieses vermeintlich einfachen Themas vermittelt neue Eindrücke, zeigt neue Aspekte, trifft durch das Äußere in das Innere der Seele.
Wolfgang Thomeczek
![]() >Kopf< 1996, Aquarell auf Papier, 32,5 x 24 cm |
![]() >Büste< 2006, WV 451, Ferroguss/Holz, 29,5 x 24 x 21 cm |
Auszug Katalogtext
Prof. Erich Thies
Kunst tut nichts Anderes, als unsere flüchtige Welt mit ihren Mitteln festzuhalten und ihre Substanz für uns sichtbar zu machen. Und das geschieht in der Kunst immer nur durch Augenblicke im wörtlichen Sinn und für Augenblicke. Im Gedicht, in der Musik ebenso wie in der bildenden Kunst.
Bei Franz Bernhard geschieht das mit den Mitteln von Linien, Flächen und Gewichten im Raum, in plastischen Arbeiten oder auf Papier, bei Marwan mit Linien und Farben auf Leinwand und Papier. Ihre Arbeiten sind künstlerisch grundverschieden; sie könnten kaum verschiedener sein. Verbunden sind sie jedoch dadurch, dass beide Künstler die menschliche Figur –Gesicht, Kopf, Figur– als Gegenstand gewählt haben. Beide Künstler thematisieren in ihren Werken Dramen unserer Existenz, die sich in unserem Gesicht und durch unseren Leib ausdrücken – Menschenbilder.
![]() >Kopf< 1992, Bleistift und Aquarell auf Papier, 38 x 27 cm |
![]() ›Büste aufsteigend‹ 2012, WV 510, Ferroguss/Holz, 33 x 36 x 11 cm |
1934 | geboren in Damaskus | |
1955 | – 1957 | Universität Damaskus, Studium der arabischen Literatur |
1957 | Erster Preis für Bildhauerei, Damaskus | |
1957 | – 1963 | Hochschule für Bildende Künste Berlin, Studium der Malerei bei Hann Trier |
1966 | Karl-Hofer-Preis, Berlin | |
1973 | Stipendium Cité des Arts, Paris | |
1977 | – 1979 | Gastprofessur an der Hochschule der Künste Berlin |
1980 | – 2002 | Ordentlicher Professor für Malerei an der Hochschule der Künste Berlin |
1994 | Mitglied der Akademie der Künste Berlin | |
1999 | Begründer der Sommerakademie der Abdul Harmeed Shoman Foundation, Darat al Funun, Amman | |
2002 | Fred-Thieler-Preis für Malerei, Berlin | |
2005 | Preis des Forums Culturel Libanais, Paris | |
2005 | Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, Berlin | |
2016 | gestorben in Berlin |
1934 | geboren in Neuhäuser (Nové Chalupy) Böhmerwald | |
1946 | Übersiedlung nach Siegelsbach, Kreis Heilbronn | |
1949 | Beginn einer Schreinerlehre | |
1950 | – 1956 | Humanistisches Gymnasium in Königstein/Taunus, Abitur |
1959 | – 1966 | Studium an der Kunstakademie Karlsruhe, Bildhauerei bei Wilhelm Loth und Werken bei Fritz Klemm |
1969 | Heirat mit Lucia Baum | |
1970 | Gastlehrauftrag für Werken an der Kunstakademie Karlsruhe | |
1972 | Umzug nach Jockgrim | |
1990 | – 1992 | Mitglied der Akademie der Künste Berlin |
1994 | – 2001 | Erster Vorsitzender des Künstlerbundes Baden-Württemberg |
2013 | gestorben in Jockgrim |
1963 | Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes |
1968 | Villa-Romana-Preis, Florenz |
1969 | Villa-Massimo-Stipendium, Rom |
1970 | Wilhelm-Lehmbruck-Förderpreis der Stadt Duisburg |
1971 | Stipendium aus den Mitteln des Kunstpreises Berlin |
1975 | Pfalzpreis für Plastik des Bezirksverbands Pfalz |
1976 | Arbeitsstipendium des Kulturkreises im Bundesverband der deutschen Industrie |
1977 | Hans-Thoma-Preis des Landes Baden-Württemberg |
1980 | Prix de la Ville de Mulhouse (Quatrième Biennale Européenne de la Gravure de Mulhouse) |
1981 | Max-Lütze-Medaille, Stuttgart |
1984 | Kunstpreis der Heitland Foundation, Celle |
1986 | Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz |
1989 | Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen |
1998 | Bundesverdienstkreuz am Bande |
2004 | Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz |
2004 | Verleihung der Ehrenprofessur des Landes Baden-Württemberg |
2007 | Erich-Heckel-Preis, Freundeskreis Künstlerbund Baden-Württemberg |
2014 | Lebenswerkpreis des Bezirksverbands Pfalz |
17.05.2020 Zu Besuch bei der Öffnung der Ausstellung:
v. r. Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz,
Heinrich Mauersberger, Bgm. Frank Rüttger, Verbandsgemeinde Leiningerland, Wolfgang Thomeczek.
Foto: Schwalb
Blick in die Ausstellung. Foto: Feser
Hier finden Sie weitere Impressionen der BEGEGNUNG:
Beachten Sie auch die Presseartikel zu dieser Ausstellung.
Vom 17. Mai 2020 bis 12. September 2020 präsentierte das KunstKabinett Tiefenthal die Werke des in Leipzig lebenden Malers Heinrich Mauersberger. In der Ausstellung wurde dokumentiert, wie fremde Augen die 21 Orte und 8 Ortsteile der Verbandsgemeinde Leiningerland sehen. 30 Leinwandarbeiten im Format 40 x 30 cm und eine großflächige Arbeit sind entstanden, in der der Künstler die Eindrücke seines achtwöchigen Aufenthaltes im Leiningerland verarbeitet hat. Das Besondere: mit seiner Art von Kunst, die en plen air, also draußen entsteht, ist er ein Landschaftsmaler im 21. Jahrhundert.
Der Titel BEGEGNUNG wurde bewusst für diese Ausstellung gewählt, denn in der neuen Verbandsgemeinde Leiningerland treffen sich unter anderem: Bauhausarchitektur und Fachwerk, Burgen und Art déco, Hofgüter und Jugendstil, Romanik und Industriearchitektur, Kirchen und Weinbau und nicht zu vergessen, die Begegnung mit den Menschen.
Heinrich Mauersberger, 1987 in Leipzig geboren, war nach seinem Studium der Malerei in der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Prof. E. Hopfe und Prof. R. Kerbach, Meisterschüler in der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Annette Schröter. Seit 2013 diverse Einzel- und Gruppenausstellungen in Leipzig, Dresden, Frankfurt/Main, Berlin, Hamburg, Zürich, Art Karlsruhe.
Beachten Sie auch die Presseartikel zu dieser Ausstellung.
Das KunstKabinett Tiefenthal zeigt die Werke des in Leipzig lebenden Malers Heinrich Mauersberger. In der Ausstellung wird dokumentiert, wie fremde Augen die 21 Orte und 8 Ortsteile der Verbandsgemeinde Leiningerland sehen. Es werden etwa 30 Leinwandarbeiten im Format 40 x 30 cm und eine großflächige Arbeit entstehen, in der der Künstler die Eindrücke seines sechs- bis achtwöchigen Aufenthaltes im Leiningerland verarbeitet. Das Besondere: mit seiner Art von Kunst, die en plen air, also draußen entsteht, ist er ein Landschaftsmaler im 21. Jahrhundert.
Der Titel BEGEGNUNG ist bewusst für diese Ausstellung gewählt, denn in der neuen Verbandsgemeinde Leiningerland treffen sich unter anderem: Bauhausarchitektur und Fachwerk, Burgen und Art déco, Hofgüter und Jugendstil, Romanik und Industriearchitektur, Kirchen und Weinbau.
Heinrich Mauersberger, 1987 in Leipzig geboren, war nach seinem Studium der Malerei in der Hochschule für Bildende Künste Dresden bei Prof. E. Hopfe und Prof. R. Kerbach, Meisterschüler in der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Prof. Annette Schröter. Seit 2013 diverse Einzel- und Gruppenausstellungen in Leipzig, Dresden, Frankfurt/Main, Berlin, Hamburg, Zürich, Art Karlsruhe.
„Mit dieser Skulptur in der Ortsmitte von Tiefenthal möchte ich den Alltag beleben und inspirieren, einen unverwechselbaren und lebendigen Ort der Begegnung für Menschen unterschiedlicher kultureller Provenienzen, Interessen und Erfahrungen schaffen und zur Diskussion anregen.“
Robert Schad
MALOG – die Stahlskulptur des Bildhauers Robert Schad wurde ausschließlich durch Spenden und Sponsoren finanziert.
Wolfgang Thomeczek
Initiator
„MALOG“ – ein Fingerzeig funkensprühenden bürgerschaftlichen Engagements.
Markus Clauer
Die Rheinpfalz – Februar 2019
„Robert Schad nimmt mit seinen unvergleichlichen Werken eine wichtige Position in der Gegenwartskunst ein. Sein Interesse, Arbeiten für bestimmte Orte mit der Intension eines vielgestaltigen Zusammenspiels von Kunstwerk, Umraum und Betrachter zu entwickeln, wird mit MALOG erneut ausdrucksstark manifestiert.
Die eigens für Tiefenthal geschaffene Stahplastik repräsentiert auf bemerkenswerte Art und Weise bürgerschaftliches Engagement und bereichert die
›Kunst im öffentlichen Raum‹.
Dr. Annette Reich
stellv. Direktorin MPK
Museum Pfalzgalerie
Kaiserslautern – Mai 2019
Am 19.05.2019 fand parallel zur Ausstellungseröffnung im Kunstkabinett Tiefenthal die Enthüllung der Skulptur MALOG auf dem Rathausplatz Tiefenthal statt.
Hier finden Sie einige Eindrücke von der Enthüllung.
Fotos: Rainer Feser
„Mit dieser Skulptur in der Ortsmitte von Tiefenthal möchte ich den Alltag beleben und inspirieren, einen unverwechselbaren und lebendigen Ort der Begegnung für Menschen unterschiedlicher kultureller Provenienzen, Interessen und Erfahrungen schaffen und zur Diskussion anregen.“
Robert Schad
MALOG – die Stahlskulptur des Bildhauers Robert Schad wurde ausschließlich durch Spenden und Sponsoren finanziert.
Wolfgang Thomeczek
Initiator
„MALOG“ – ein Fingerzeig funkensprühenden bürgerschaftlichen Engagements.
Markus Clauer
Die Rheinpfalz – Februar 2019
„Robert Schad nimmt mit seinen unvergleichlichen Werken eine wichtige Position in der Gegenwartskunst ein. Sein Interesse, Arbeiten für bestimmte Orte mit der Intension eines vielgestaltigen Zusammenspiels von Kunstwerk, Umraum und Betrachter zu entwickeln, wird mit MALOG erneut ausdrucksstark manifestiert.
Die eigens für Tiefenthal geschaffene Stahplastik repräsentiert auf bemerkenswerte Art und Weise bürgerschaftliches Engagement und bereichert die
›Kunst im öffentlichen Raum‹.
Dr. Annette Reich
stellv. Direktorin MPK
Museum Pfalzgalerie
Kaiserslautern – Mai 2019
Ausstellung vom 19. Mai – 16. Juni 2019
Am 19.05.2019 fand parallel zur Ausstellungseröffnung im Kunstkabinett Tiefenthal die Enthüllung der Skulptur MALOG auf dem Rathausplatz Tiefenthal statt.
Hier finden Sie ein paar Eindrücke von der Enthüllung.
Fotos: Rainer Feser
Auszug Katalogtext
Prof. Wolfgang Ullrich
»ROSENLAUBE« 2018 Papierschnitt, zweiteilig 280 x 290 cm
Dass Annette Schröter für ihre Ausstellung im Kunstkabinett Tiefenthal Gemälde und Scherenschnitte ausgewählt hat, die sich alle mit dem Sujet der Rose befassen, verführt gleich doppelt dazu, den dänischen Märchenerzähler Hans Christian Andersen ins Spiel zu bringen. Als große Doppelbegabung schuf nämlich auch er zahlreiche, oft aufwendige, ebenso phantasievolle wie virtuose Scherenschnitte; zudem hinterließ er einige Märchen, die von Rosen handeln. Eines trägt den Titel „Die Schnecke und der Rosenstock“, und in ihm bekommt die Schnecke eine ziemlich unsympathische Rolle zugewiesen. Wiederholt mäkelt sie an dem Rosenstock herum, der im selben Garten wächst, in dem sie ihr Revier hat. „Der Rosenstock bleibt bei den Rosen, weiter kommt er nicht“, macht sie sich lustig, da gebe es doch „gar keinen Fortschritt“. Aber so sehr der Rosenstock seine Bestimmung darin hat, immer neu auszutreiben, so sehr genießt er es auch, anderen mit seinen Blüten eine Freude zu bereiten. Gegen Ende seines Lebens erinnert er sich, was für eine große Bedeutung einzelne seiner Rosen für Menschen hatten. Zwar vermag er auf die kritische Frage der Schnecke, weshalb er blühe „und wie der Hergang beim Blühen ist; warum so und nicht anders“, keine Antwort zu geben, aber immerhin verkündet er: „Ich blühe in Freude, weil ich nicht anders konnte.“ Damit erscheint Andersens Märchen wie das Echo eines berühmten Verses des Mystikers Angelus Silesius. Im Jahr 1657, heißt es bei ihm in „Der Cherubinische Wandersmann“ (Nr. 289): „Die Ros ist ohn warum; sie blühet, weil sie blühet.“ Ihr Blühen bedarf keiner Herleitung oder Begründung, es genügt sich selbst, ist also nicht von einer externen Rechtfertigung abhängig. Die Rose als besonders schönes Stück Natur wird zur Metapher für die Kunst: Beides entsteht, einfach weil es entsteht, auch unabhängig davon, ob es ein Publikum dafür gibt oder was dieses sich vielleicht wünscht. Noch so viele Schnecken und Mäkler mögen unzufrieden sein und immer noch mehr und noch anderes verlangen, doch der besondere Reiz einer Rose sowie eines Kunstwerks besteht gerade darin, sich nicht nach fremden Erwartungen zu richten und sich nicht anzudienen. (…)
Diesen Geist autonomer Kunst bringen Annette Schröters Rosenbilder eindringlich zur Geltung. In ihren Scherenschnitten entwickelt sich eine Form aus der anderen, alles wächst und wuchert und nimmt dabei zum Teil Dimensionen an, die die Größe jedes Menschen übersteigen. So hat „Rosenlaube“ (2018) eine Höhe von fast zweieinhalb Metern und erstreckt sich über zwei Wände. Bänke und Gitter, also zweckgebundene Artefakte, werden von der Natur ganz selbstverständlich in Besitz genommen, obenauf brechen einige Rosen das Schwarz-Weiß des sonstigen Scherenschnitts (wie sonst nur noch eine grüne Wiese im unteren Teil) mit kräftig leuchtenden Farben. Das wirkt, als würde die Autonomie – das Blühen um seiner selbst willen – über alles andere triumphieren, nicht zuletzt über Batman-Mützen, die auf den Bänken liegen und die – genau wie die Schnecke in Andersens Märchen – für ein ganz anderes Prinzip stehen. Batman ist zwar viel aktiver und engagierter als jene Schnecke, aber genauso überzeugt davon, dass die Welt an sich schlecht ist, und genauso voller Unverständnis über ein Leben, in dem nichts aus Überzeugung und Berechnung, sondern alles aus sich selbst heraus geschieht. (…) Annettes Schröters Werke sind autonom genug, um auch dem Betrachter zu mehr Autonomie zu verhelfen.